Donnerstag, 19. Juli 2012

Der Vorteil von Tageszeitungen gegenüber Online-Portalen


Es gibt einen kleinen aktuellen Blog-Trend, die Zukunft der Tageszeitung anzuzweifeln. Thomas Koch hat dies gerade in einem klasse Beitrag getan. Thomas Knüwer macht dies latent eigentlich immer. Als mich dann heute eine Studentin anrief und ein paar Fragen wegen ihrer Bachelorarbeit stellte, wollte sie unter anderen wissen: „Welchen Vorteil haben Tageszeitungen gegenüber Online-Portalen?“

Jetzt war der Zeitpunkt gekommen die Ehre der Print-Kollegen zu verteidigen. Ich dacht also kurz nach und antwortet ehrlich: es gibt keinen.

Tatsächlich sind alle Argumente, die man ins Feld führen kann, nicht stichhaltig. So heißt es immer: Tageszeitungen, bieten mehr Hintergrund, ordnen das Geschehen besser ein, haben tolle Kommentare und mehr Abstand, großartige Reportagen, mehr Zeit für Recherchen und die besseren Autoren. Das mag alles Stimmen. Ist aber kein Alleinstellungsmerkmal.

Denn all das kann auch Online. So hat beispielsweise Spiegel Online auch guten Hintergrund, ordnet das Geschehen bereits sehr sauber ein, bietet Kolumnen, hat Reportagen, guten Autoren und saubere Recherche. Manchmal wüscht man den Redakteure noch etwas mehr Zeit. Aber das ist eine Frage der Prioritäten und der noch immer recht knappen Budgets.

Heißt: Im Grunde gibt es keinen echtes Alleinstellungsmerkmal von Tageszeitungen gegenüber einer gut geführten Online-Redaktion.

Was eine Tageszeitung allerdings nicht hat, sind weiterführende Links, erklärende Videos und andere Bewegtbildinhalte, Audioslideshows, spannende Datentools und vor allem die Möglichkeit einen Text ständig zu aktualisieren. So stehen in jeder Tageszeitung am nächsten Morgen immer die Inhalte von gestern. Zudem kann eine Tageszeitung nicht in Echtzeit mit seinen Lesern kommunizieren.

Es sieht also nicht gut aus für die Tageszeitungen.

Kurz zur Ehrenrettung: Mit wirklich überzeugen Inhalten, Top-Autoren, einen kreativen optisch Ansatz sowie einer klaren und überzeugenden Haltung, können Tageszeitungen wie die FAZ und SZ noch immer Punkten und eine Qualität liefern, wie wir sie zur Zeit im deutschen Web nicht finden. Allerdings könnte dies auch ein Web-Portal, wenn das Management bereit wäre, das Experiment zu wagen und das nötige Budget zur Verfügung zu stellen. Mit allem Geld der Welt kann eine Tageszeitung aber kein Bewegtbild, keinen Daten-Journalismus, keine weiterführenden Links, keine aktualisierten Artikel und nicht in Echtzeit mit seinen Lesern kommunizieren.

Deshalb: Es sieht nicht gut aus für die Tageszeitung.

Das Tolle an diesem Posting: Freitagmittag kommen die IVW-Zahlen für das zweit Quartal. Wenn also die Tageszeitungen zu den Auflagengewinnern gehören sollten, dann werden ich einfach an dieses Posting rangehen und es ergänzen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen